Marburg unterm Hakenkreuz

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Mittwoch, 31. Januar 2018 , 20:00 Uhr
Kategorie : Information / Diskussion / Vortrag

Diavortrag von Dieter Woischke zum 85. Jahrestag der Machtergreifung

„Marburg ist eine Universität“ meinte Ernst Koch in seinem Roman „Prinz Rosa-Stramin“. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert, obwohl Koch sich bereits 1825 in Marburg immatrikulierte. In Marburg fehlt nach wie vor die Industrie, und damit auch der Industriearbeiter, welcher herabmindernd als Proletariat bezeichnet wurde. Dieses in Marburg nicht vorhandene Proletariat war die Voraussetzung für die konservative und rechte Entwicklung in Marburg während der Kaiser- und Weimarerzeit.
1817 demonstrierten die Studenten, auch die Marburger, auf der Wartburg noch gegen die Fürsten. Aber nach der Gründung des zweiten Reiches, 1871, kippten sie um. 1866 war Marburg preußisch geworden. Gleich nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 machten die Preußen den Marburgern in Form einer neuen Universität eine Morgengabe – heute die Alte Uni. Finanziert wurde dieser Bau u.a. auch mit den Reparationsgeldern der Franzosen. Dieser Neubau löste für Uni wie Stadt eine explosionsartige Entwicklung aus. Im ausgehenden 19. Jh. wollte der damalige Stadtbaumeister Brög in Marburg eine Autofabrik bauen, aber die Stadt winkte ab. Und so blieb Marburg nicht nur ohne steuernbringende Industrie, sondern auch ohne das in Opposition zur Obrigkeit stehende Proletariat. Zur gleichen Zeit stellte Marburg mit dem Volkskundler Dr. Otto Böckel den ersten antisemitischen Reichstagsabgeordneten. 1920 ermordeten Marburger Studenten im Rahmen ihres Stukoma-Einsatzes in Thühringen 15 unbewaffnete Arbeiter. Trotzdem gab es einen Freispruch, welcher bei Georg Grosz beigefügte Zeichnung auslöste. Und schon vor 1933 hatten die Rechten im damaligen Studentenparlament die Mehrheit. Aber auch die Marburger Bürger hatten mit dem neuen republikanischen und demokratischen Staat ihre Probleme. So hatte Hitler bereits vor 1933 in Marburg Wahlergebnisse, die über dem Durchschnitt lagen. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 wählten die Marburger nicht den kaiserlichen Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg sondern Hitler. Selbst nach dem zweiten Weltkrieg und dem Ende des „1000 jährigen Reiches“ bezeugten die Marburger ihre konservative Haltung. Mit fast 44% zog die LPD, heute FDP, ins Rathaus ein. Die Universität begann erst sehr spät, sich mit ihrer Haltung während der Nazizeit zu beschäftigen. Und bei den Stadtführern war diese Zeit tabu. 

Dieter Woischke war selbst lange Zeit als Stadt- und Wanderführer in Marburg aktiv. Er kennt die Stadt und ihre Geschichte wie kaum ein anderer. Im Zweiten Weltkrieg hat er als Soldat gekämpft und war auf diese Weise in die Zeit verstrickt. Nach 1945 wurde er ein entschiedener Kriegsgegner. Er hat sich durch intensive Forschungen mit der Vergangenheit in Marburg auseinandergesetzt. Dieter Woischke ist weit über 90 Jahre alt und immer noch aktiv!

 

Einlass: 19.30 Uhr / Bestuhlt! / Eintritt frei!

Abendkasse: 19:30 Uhr

Veranstaltungsbeginn: 20:00 Uhr

Eintrittspreis

Eintritt frei

Veranstalter

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